Praxis der Personalentwicklung

Buchbesprechung zu „Praxis der Personalentwicklung“ von Heike Haker, Succidia Verlag,  Darmstadt 2010

Wenn „Humankapital“ zum Rating-Faktor wird. Und das gut so ist.

Unendliche Geschichte Personal(weiter)entwicklung? Ein erfrischend anderer, leicht zu lesender Blick kann jetzt auf diese komplexe Materie geworfen werden.

In ihrem Buch „Praxis der Personalentwicklung“  bietet die Autorin Heike Haker einen kompakten Überblick über den Stand der Dinge im Personalbereich. Und wenn eine Praktikerin wie die Diplompsychologin Haker sich entschließt, ein Buch über das Mega-Thema Personalentwicklung zu schreiben, dann beschäftigt sie sich nicht nur mit der Gegenwart, sondern wirft auch einen spannenden Blick in die Zukunft. Eine große Stärke des Buches ist, dass die Autorin nicht versucht, einzelne Bausteine der Großbaustelle „Personalgebäude“ in der richtigen Reihenfolge aufeinanderzutürmen. Es ist vielmehr das Konzentrat dessen, was die 46-jährige Autorin aus ihrem Berufsleben als „Personalerin“ als wesentlich erkannt hat, kombiniert mit erfrischend neuen Ideen.

Bevor sie sich 2007 als Einzelberaterin und Managemententwicklerin selbstständig machte, arbeitete Heike Haker 16 Jahre lang im Personalbereich der Daimler AG, wo sie die ganze Bandbreite der Personalentwicklung abgedeckt und elf Jahre in Führungspositionen gewirkt hat. In dieser langen Zeit wurden in dem Konzern personalpolitisch große Umwälzungen vollzogen, das ist unbestritten. Vieles davon lief sicherlich anders als geplant – in der Personalentwicklung leider meist ein Normalzustand – und man kann davon ausgehen, dass die Autorin dabei vielerlei Erfahrungen gesammelt hat und daraus Schlüsse zog, die ihre Arbeit als Coach und Beraterin heute maßgeblich beeinflussen.

Heike Haker scheut sich nicht, die Wurzel des Problems und dessen Lösung zur Grundlage ihres Buches zu machen: Mangelnde Kommunikation zwischen Geschäftsführung und Mitarbeitern und Schaffung nachhaltiger Strukturen, um diese zu verbessern. Die ganz einfachen Instrumente sind die effektivsten. Das akribisch vorbereitete Mitarbeitergespräch sieht Haker hier als Dreh- und Angelpunkt der Personalentwicklung. Es ist der Kristallisationspunkt, an dem sich mehrere personalpolitische Fliegen mit einer Klappe schlagen lassen: Austausch zwischen Führungs- und Mitarbeiterebene und vor allem: gezielte Feststellung von Qualifizierungsbedarf und die langfristige Planung dieser Maßnahmen. Und in Zeiten, in denen die Qualifizierung von Mitarbeitern – das „Humankapital“ eines Unternehmens – als Ratingfaktor für die Kreditvergabe gilt, kann sich eigentlich keine Geschäftsführung mehr leisten, diesen Aufwand zu scheuen.

Was nützen hochtrabende Zielvorgaben und ambitionierte Memoranden zur Personalentwicklung, die ja ausnahmslos einseitig von der Geschäftsführung ausgehen, wenn zwischen Führungskräften und Mitarbeitern kein Dialog auf Augenhöhe zustande kommt? Die Autorin schreibt aber beileibe nicht mit erhobenem Zeigefinger, sie konzentriert sich auf die Praxis. Das Buch ist wie ein modernes Nachrichtenmagazin „á la  Focus“ gestaltet. Kurze prägnante Text, blau unterlegte Beispielkästen, Info-Grafiken und dazwischen viel Weiß geben Luft zum Lesen, Weglegen und wieder zur Hand nehmen . Am Ende der kurzen Kapitel gibt ein „Take Home“ die Essenz des Gesagten wieder.

Gut ein Drittel des Buches ist dem Thema Zukunft gewidmet. „Quo vadis“ Personalentwicklung? Die Antwort liegt für Heike Haker in der „lebensphasenorientierten Personalentwicklung“. Dieses Konzept gibt es in seinen Grundzügen zwar schon seit Ende der 70er Jahre, Hakers Analysen und Gedanken – etwa die „fünf Stellhebel“ – legen aber überzeugend nach, warum das so ist.

Fazit: Das Rad der Personalentwicklung kann – und muss auch nicht – neu erfunden werden. Heike Hakers Ratgeber bringt aber dringend benötigten frischen Wind und neue Ideen in diese oftmals quälende Debatte. Eine wirkliche Fundgrube!